„Rent to kill“: Der erweiterte Auftrag

Sprengmeister Köhnk und die praktische Prüfung

Die Wohnhäuser und Gewerbeflachbauten in der Karl-Marx-Str. 179 in Neukölln-Rixdorf dem neuen Eldorado, haben einen neuen Eigentümer: den Investor Köhnk aus Hamburg, Alsterchausee.

Lagerbox-Eigentümer Köhnk und seine Berliner Handlanger der „Hausverwaltung Rexmann“ haben nicht ohne weitergehende Planung der Schädlingsbekämpfungsfirma „Rentokil“ ihren Einsatz auf dem Grundstück gekündigt. Gegen die schlimmsten Schädlinge, die langjährigen Bewohner und Mieter der aufgekauften Häuser, waren ihre Gifte und Mittel wohl nicht von der erhofften Effektivität. Für diese „Schädlingsspezies“ müssen ganz andere und effektivere Kampfmittel zum Einsatz gebracht werden. Da könnte sich eine mutwillige Manipulation und Zerstörung der Gasleitung angeboten haben, in der Hoffnung ein zweites Lepsiusstraßendesaster zu erwirken. Böse Zungen munkeln in Anbetracht der Beinahe-Katastrophe in der Karl-Marx-Straße bereits von „versuchtem Todschlag oder schlimmer“. Zum Glück für die Mieter hat der Sprengmeister nicht selbst Hand angelegt, sondern Billigarbeiter der beauftragten Firma ICAN seine Abriss-Wünsche umsetzen lassen. Zu einer Vorder- und Hinterhaus sprengenden Gasexplosion kam es Dank der Spürnase eines aufmerksamen Mieters diesmal allerdings nicht.

Der Volksmund hatte für Steglitz schon den Begriff „Stehtnix“ und diesen Namen für Rixdorf zu übernehmen und um „Wohntnix“ zu erweitern wäre dem Hamburger Investor bestimmt mehr als willkommen und erwünscht. Nun ist der Blow Up nicht wie erwartet geglückt und die beeindruckende Schlusssequenz des Films Zabriskie Point konnte in diesem Fall nicht nochmals so wunderbar als Laienschauspiel in Szene gesetzt werden. Aber immerhin: die Heizungen der Mieter wurden außer Funktion gesetzt — und da man schon einmal dabei war, wurde auch gleich das Wasser abgestellt und darüber versucht die Schädlinge aus dem Investitionstempel Karl-Marx-Straße 179 zu vertreiben.

Fehlende Heizung, kein Wasser und der wunderbare Frost stellten sich ganz im Dienste des Herrn Köhnk und seiner Spießgesellen. Statt Vermieter- und Hausverwaltungsverantwortung oder gar Unterstützung für den erbärmlichen Wohnzustand der lästigerweise mitgekauften Mieter gab es für diese fristlose Auszugsangebote. Schluss mit Rücksicht und sogenannter hanseatischer Zurückhaltung: Ob die alten Ehepaare, gehbehinderte Alte, die schwer erkrankte Mitmieterin – sie sind das für einen Investor lästige Menschenmaterial, das seiner Gier und seiner Rücksichtslosigkeit im Wege steht und noch schlimmer: wohnt! Sie setzen seiner freien Kapitalentfaltung die Grenzen, die es für ihn zu sprengen gilt. Da muss die sprichwörtliche hanseatische Wohlerzogenheit schon einmal zurücktreten und -stehen, auch wenn es schwer fällt.

C.

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